Kunst = Kunst Teil 5 = Marina Abramovic – Bericht und Zeichnung von Susanne Haun

Der Film „Marina Abramovic: The Artist Is Present (OmU)“ ist sehr beeindruckend.

Mir fallen bei meiner Beschreibung zuerst die unwichtigen Dinge ein, weil die wichtigen Sequenzen kaum zu beschreiben sind, sie sind nur erlebbar.
Ich sah den Film vor einer Woche und habe mir für meinen Bericht fast eine Woche Zeit gelassen. Zeit, um über den Film nachzudenken und ihn nachwirken zu lassen.

Marina Abramov würde gerne beschreiben, was für ein administrativer Aufwand es ist, Kunst zu machen und wie viele emails sie schreiben, wie viel Telefonate sie führen und zu wie vielen Veranstaltungen sie gehen muss.

Ich werde nach dem Film nie wieder sagen, dass meine Wohnung oder mein Atelier klein sind.
Marina Abromovic lebte mit ihrem damaligen Lebens- und Künstlergefährten Ulay 5 Jahre lang in einem Wohnmobil bzw. umgebauten Laster.

Mein Sinnbild von M.Abromovic (c) Zeichnung von Susanne Haun
Mein Sinnbild von M.Abromovic (c) Zeichnung von Susanne Haun

Sie beschloss ein Manifest zu schreiben, um das wichtigste ihrer Kunst in Worten festzuhalten. Sie las es zuerst in Florenz vor, ich habe es bei youtube gefunden.

„Künstler müssen Krieger sein. Sie müssen diese Bestimmung und das Durchhaltevermögen haben, um kämpfen zu können.“ sagt sie u.a. in ihrem Manifest.

Die ersten Jahre ärgert sie sich, dass alle fragen, ob das (die Performance) Kunst ist. Und jetzt nachdem sie keiner mehr fragt, vermisst sie die Frage.

Der Film war so inhaltsschwer, ich wollte mich in dem Film fallen lassen und keine Notizen für einen Artikel machen und so bin ich sehr froh, einiges von Marina Abromovic auf youtube gefunden zu haben.

Mein Sinnbild von M.Abromovic (c) Zeichnung von Susanne Haun
Mein Sinnbild von M.Abromovic (c) Zeichnung von Susanne Haun

Im Spiegel vom 29.11.2012 schreibt Daniel Sander: „Der Film ist keine übermäßig kritische Auseinandersetzung mit dem Phänomen Abramovic und der Performance-Kunst an sich geworden (…) Sie allein ist schon ein Kunstwerk.“

Ich habe lange überlegt, wie ich zeichnerisch diesen Film verarbeiten kann. Mit Farbe, war mein erster Gedanken. Und natürlich rot, denn bei Marina Abromovic denke ich an rot. Danach habe ich sie mit wenigen Linien dargestellt, um Raum für Gedanken zu geben.

Mein Sinnbild von M.Abromovic (c) Zeichnung von Susanne Haun
Mein Sinnbild von M.Abromovic (c) Zeichnung von Susanne Haun

UPDATE: 5.1.2013: Schaut dazu auch bei der Mützenfalterin, die einige Artikel zum Thema schrieb.

For my English-speaking readers:
The film „Marina Abramovic: The Artist Is Present (OV)“ is very impressive.
I notice at first the description of unimportant things, because the important sequences are hard to describe, they just experienced.
She decided to write a manifesto to retain the most important words of her art. She read it first in Florence, I found it on youtube.
„Artists have to be warriors. You must have the determination and perseverance to fight for you.“ Is one point of her manifest.

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Marina Abramovic SCAD deFINE ART 2011 Keynote Lecture Pt. 1
Oehmke, Philipp, DER SPIEGEL 23/2010, Die 721-Stunden-Frau,
Sander, Daniel. Der Spiegel, Diese Frau kriegt alle rum.

13 comments

  1. In Frankfurt gab es zu der Performance „The artist is present“ eine sehr beeindruckende Ausstellung mit Porträtfotografien der Menschen, die Marina Abramovic gegenüber saßen. Als Kinder haben wir oft so gespielt, da hatte verloren, wer als erster lachen musste. Ich finde es genial von MA, solch ein Konzept zu entwickeln und umzusetzen.

  2. wie schön, dass ich jetzt hier deine „verarbeitung“ des großartigen films finde, den ich erst einen tag nach deinem artikel selbst sehen konnte. du hast recht, er ist überwältigend. diese frau ist einfach überwältigend. weil sie eine kriegerin ist, und gleichzeitig so sanft, zart, verletzlich. und diese performance „the artist is present“ das ist für mich der inbegriff von kunst, darin kann ich alles finden, was kunst für mich ausmacht. ich brauche noch ein wenig zeit, aber ich möchte auch unbedingt über diesen film und diese frau schreiben.

    1. Ja, liebe Mützenfalterin, es war für mich ein wirklich einschneidendes Erlebnis!
      Ich freue mich schon auf den Vorlesungsplan für das Sommersemester der FU (der bestimmt erst in zwei, drei Monaten erscheint), weil ich hoffe, ein Seminar über Performance Kunst darin zu entdecken.
      Ich freue mich auf deinen Artikel zum Film und bin schon gespannt.
      Einen schönen Abend wünscht dir Susanne

  3. liebe Susanne,

    über Mützenfalterin kam ich zu dir und sah nun den youtubeFilm … noch fehlen die Worte, Gänsehäute, staunen, und eine tiefe Verbeugung vor so viel Authentizität und Ehrlichkeit, das ist die spontane Reaktion.
    Und ja, Marina Abramovic ist rot!

    Sicherlich werde ich jetzt noch mehr von ihr sehen und lesen wollen. Vielen Dank für diese Inspiration-

    deine Bilder zu ihr hin gefallen mir sehr.
    herzlichst
    Ulli

    1. Liebe Ulli,

      herzlichen Dank für deinen lieben Kommentar.

      Es freut mich ausgesprochen, dass du dich von unserer Begeisterung für Marina Abramovic hast anstecken lassen.
      Man ist wirklich sprachlos nach dem Kontakt mit ihr, auch wenn es bloß als Film ist!
      Mir geht es auch immer so, wenn ich erst einmal für ein Thema oder einen Künstler/In Feuer gefangen habe, möchte ich alles dazu lesen und schauen.

      Ich wünsche dir einen schönen, inspririerenden Samstag,
      liebe Grüße Susanne

  4. So toll, dass du gerade über sie und ihre Performance schreibst, wo ich ihr in den letzten Tagen in einem Roman begegnet bin, der sie aufgreift (Ortheil: Liebesnähe).

    1. Herzlichen Dank für den Tip, kf.
      Das Buch gibt es sogar bei audible und der Klappentext hört sich gut an!
      Ich werde es mir kaufen.
      Liebe Grüße und einen schönen Sonntag wünscht Susanne

  5. Pingback: Frauenschicksale |

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