Tagebucheintrag 19.04.2022, Leni im Spiegel, 20 x 15 cm, Tinte und Buntstift auf Silberburg Büttenpapier, Zeichnung von Susanne Haun (c) VG Bild-Kunst, Bonn 2022

Böll und das Gruppenbild mit Dame – Zeichnungen von Susanne Haun

Tagebucheintrag 19.04.2022, Leni im Spiegel, 20 x 15 cm, Tinte und Buntstift auf Silberburg Büttenpapier, Zeichnung von Susanne Haun (c) VG Bild-Kunst, Bonn 2022
Tagebucheintrag 19.04.2022, Leni im Spiegel, 20 x 15 cm, Tinte und Buntstift auf Silberburg Büttenpapier, Zeichnung von Susanne Haun (c) VG Bild-Kunst, Bonn 2022

Leni im Spiegel

1974 schrieb Böll den Roman Guppenbild mit Dame. Böll beschreibt das Leben der Leni Pfeiffer, einer Frau des Jahrgangs 1922. Ich habe mich mit einigen Szenen des 1. Kapitels beschäftigt und war von der Sicht Bölls auf eine Frau erstaunt.

Da Leni im Augenblick ohne ständigen männlichen Schutz oder Rat in der Welt steht, unterliegt sie, was ihre Haartracht betrifft, einer Dauertäuschung; an der ist ihr Spiegel schlult, ein alter Spiegel aus dem Jahr 1894, der zu Lenis Unglück zwei Weltkriege überdauert hat.“
Heinrich Böll, Gruppenbild mit Dame, Köln 1971, Seite 8.

Heute braucht eine Frau keinen ständigen männlichen Schutz oder Rat, denn Frau kann gut selbst in der Welt stehen.

Das Lebenskonzept einer Frau ist heute selbstbestimmt ob mit Partner oder Partnerin oder alleine, Sie entscheidet über ihr leben.

Deshalb kam mir der Satz von Böll doch sehr veraltet vor. Ich bin in die Zeit zurückgereist: Noch bis 1977 durfte eine Frau in Westdeutschland nur dann berufstätig sein, wenn das „mit ihren Pflichten in Ehe und Familie vereinbar“ war. Ist das nicht grausig? Wer legte fest, was diese Pflichten waren und ob sie vereinbar waren? Schon (!) ab 1958 durten Frauen ohne Einwilligung ihres Mannes ein Konto eröffnen.

Ich habe den Eindruck, dass sich 1974 erst langsam das neue Weltbild der Frau durchsetzte, hätte jedoch gedacht, dass Böll fortschrittlicher im Denken war.

Vielleicht erwarte ich jedoch zu viel. Erziehung und zeitgenössische Gesellschaft sind schwer zu durchbrechen.

Leni im Spiegel erschien mir nichtsdestotrotz als reizvolles Motiv.

Die Geschichte zu den Zeichnungen um Heinrich Böll

Vor kurzem sprach mich Dorothee Böttges-Papendorf an, ob ich Zeit und Lust habe, ihre neue Publikation zu Ehren Heinrichs Böll zu illustrieren. Vor 50 Jahren erhielt Heinrich Böll den Nobelpreis für Literatur, Anlaß für Dorothee eine kleine Publikation über Böll zu schreiben. Schon 2017 schrieb sie anläßlich des 100. Geburtstags des Autors gemeinsam mit Wille Herrmann die Erinnerung an den Schriftsteller Heinrich Böll: Ehrenbürger der Stadt Bornheim-Herausgegeben anlässlich des 100. Geburtstags 2017 (siehe hier – Klick). Dorothees Verbindung zu Böll liegt im Wohnort: sie lebt wie Böll am Ende seines Lebens in Bornheim. Sie spaziert oft an Orte, die Spuren von Böll enthalten. In ihrem Buch gibt es sogar Wanderungen auf Bölls Spuren.

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