Lange Zeit habe ich nicht mehr auf handgeschöpften Silberburg Papier 110 g/m² gearbeitet.

Es ist sehr dünn und ich benutze auf diesem Papier grundsätzlich nur Standardgraph Zeichentusche, da diese nicht so pigmenthaltig ist. Somit besteht nicht die Gefahr, dass sie auf dem zarten Papier ausfranst. Zum Kolorieren verwende ich in diesem Fall stark verdünnte Aquarellfarbe. Auch hier wäre jegliche farbige Tusche zu intensiv.
Und trotzdem ist alles anders. Ich kann die Linien mit der Stahlfeder nicht so modelieren wie ich möchte und selbst die Aquarellfarbe ist mitunter noch zu fett.

Aber ich habe mich wieder gut eingearbeitet. Am liebsten arbeite ich auf dem kleinen Bogen ohne kolorierung oder wenn sparsam.

Ich kann die Farbe nicht in Lagen auf dem Papier übereinander setzen und so entstehen die Zeichnungen mit wenigen Tonwerten.
Meine “praktische Arbeit” hilft mir, die theoretische besser zu verstehen.
Ich vertiefe zur Zeit meine Kentnisse zum Thema “Musterbuch und Zeichnung im Mittelalter”.
Musterbücher dienten Künstler als Vorlagen. Das älteste Musterbuch könnte die Vergilius Vaticanus aus der Zeit um 400 sein.²
Interessant ist es dabei, die Frage zu stellen, aus welchem Material die Seiten der Musterbücher bestanden.
Auf der Packung des Silberburg Büttenpapiers steht, dass es nach 2.000 Jahre alter Tradition hergestellt wird.
Was meint ihr? Gibt es schon so lange Büttenpapier?
Im Mittelalter wurde hauptsächliche Pergament und Papyrus als Träger für Schrift und Bild verwendet.
Papier tauchte im Abendland erst im 12. Jahrhundert auf. Papier ist eine chinesische Erfindung des 2. nachchristlichen Jahrhunderts. Sie gelangt vom Vorderen Orient in die arabische Welt und somit auch ins arabische Spanien. Erst im 14. Jahrhundert tauchen die ersten Papiermühlen in Deutschland auf.²
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²Jakobi-Mirwald, Das mittelalterliche Buch, Stuttgart 2014, S. 148 – 160
Hat dies auf Life Church rebloggt und kommentierte:
✱ Einfach perfekt. ✱
Danke für das Rebloggen, Peter, ich zeichne gerne auf verschiedenen Papiersorten, es ist eine interessante Arbeit!
Mir scheint, dass Dir das Buch von Jakobi-Mirwald zu einer wichtigen Informationsquelle geworden ist. Freut mich. Ein schönes Wochenende, Ingrid
Ja, Ingrid, es vertieft meine Kenntnisse, die ich aus der Praxis und durch die Hahnemühle, eine der letzten Papiermühlen Deutschlands, gewonnen habe. Ich bin froh, das Buch als kleines Nachschlagewerk zu besitzen.
Ich wünsche dir ein schönes Wochenende, lg von Susanne
P.S. Unter diesem Link findest du Fotos von meinem Besuch bei der Hahnemühle.
http://susannehaun.com/2012/02/29/papierherstellung-in-der-hahnemuhle-bericht-von-susanne-haun/