Beuys, die 7.000 Eichen bei der documenta 7 und die soziale Plastik – Bericht von Susanne Haun

Von Beuys gingen viele sogenannte Skandale aus. Einer davon war die soziale Plastik 7.000 Eichen zur documenta 7.

Beuys gehört für mich zu den Künstlern, über die ich gerne mehr wissen möchte, um sein Werk zu verstehen. Das ist nicht einfach, Beuys war sehr interlektuell und hatte so viele Gedanken, das es ja fast noch ein Leben braucht, um sie zu verfolgen.

Mir reicht es, einen groben Überblick über seine Motivationen zu erhalten, besonders wichtig war mir vor meinem Besuch der documenta 13, die 7.000 Eichen zu begreifen. Ein wenig Glück hatte ich dabei, haben wir in einem Seminar ausführlich über dieses Werk diskutiert. Es ist schon eine Weile her jetzt, aber das Prinzip und die Gedanken der sozialen Plastik gefallen mir sehr.

Die 7.000 Eichen waren zuerst einmal ein großer Skandal in Kassel. Die 7.000 Basaltsteine, die neben jedem Baum gepflanz wurden, nahmen vor dem Fridericianum einen gewaltigen Platz ein und einige der Kassler fühlten sich dadurch gestört, da man nun nicht mehr über den Platz gehen konnte.

Konstellation Bäume - Beziehungen - Zeichnung von Susanne Haun
Konstellation Bäume – Beziehungen – Zeichnung von Susanne Haun

Beuys wollte, dass die 7.000 Eichen im ganzen Kassler Stadtraum gepflanzt werden. Jeder Baum kostete 500 Euro Spendengeld, und wer einen Baum gepflanzt hat, der bekam ein Zertifikat mit Unterschrift von Beuys. Die Bäume mußten vom Spender selbständig (oder beauftragt) gepflanzt werden. Die Stadt Kassel übernahm die weitere Pflege der Bäume (z.B. Baumschnitt).

Dadurch wurde eine persönliche Beziehung zum Kunstwerk aufgebaut. Die, die die Bäume pflanzten, hatten auch ein Interesse daran, dass sie als Gesamtwerk erhalten blieben und ein Zusammengehörigkeitsgefühl zwischen den Pflanzern entsteht. Der Reziepent wird also in das Werk mit einbezogen!

Beuys wollte gegen den Verortungsprozeß und Stilllstand der Gesellschaft vorgehen und den Menschen zum Nachdenken bringen. Die Bäume werden länger leben als diejenigen, die sie gepflanzt haben.  Der Basaltstein, der neben dem Baum in die Erde gestellt wurde, ist einer der ältesten Steine der Welt.

Nachdem ich soviel über Bäume gelesen habe, bin ich einfach „baumbewußt“ durch die Straßen gelaufen. Wie unterschiedlich verästelt die Bäume doch stehen und welche Linien sich daraus ergeben. So habe ich verschieden Baumkonstellationen gezeichnet – nicht in Beuys Sinne aber in meinem.

Es ist meine Art des Begreifens der Dinge, genau, wie ich vor zwei Jahren (siehe meinen Artikel hier) mich Beuys mit Sinnbildern von mir näherte.

Ich stellte mir damals die Frage, ob die Kunst Beuys mit seinem Sterben verblaßt. Ich kann heute nach zwei Jahren sagen „NEIN!“ – wer sich mit der Kunst beschäftigt, der wird feststellen, dass Beuys nie verblassen wird, weil er für die gesamte Weltkunst viel zu wichtig ist und grundsätzliche Dinge fand, die zum Beispiel aktuell von Katerina Seda aufgegriffen werden.

Beuys, die 7.000 Eichen bei der documenta 7 und die soziale Plastik – Bericht von Susanne Haun

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