„… durch das lange Haar, das ihr Gesicht verdeckte, vermeinte ich Ammonaria zu erkennen.“
Flaubert in der Versuchung des heiligen Antonius
Dieses Zitat, so einfach es klingt, war eine echte Herausforderung für mich.
Schon beim Lesen habe ich keine Verbindung zu den Worten, die Ute Schätzmüller für unser Projekt auswählte, erhalten.
Ich empfinde Das Zitat so abgegriffen; die langen Haare einer Frau …

Ich schreibe euch den Satz vor dem ausgewählten Zitat auf:
„Mitten in einer Säulenhalle war in praller Sonne eine nackte Frau an eine Säule gefesselt; zwei Soldaten peitschten sie; …“
Da es ja hier um die Versuchungen des heiligen Antonius geht, darf natürlich die Versuchung der körperlichen Liebe nicht fehlen. Und dafür sind die langen Haare ein vergleichsweise harmloses Symbol. Harmlos und wenn man nicht aufpaßt auch ein wenig kitschig.
Zuerst blieb ich bei meiner Darstellung vom rennenden Kind (vom 4. Zitat, was Ute auswählte) und hielt die selbe rennende Situation im Blatt 41 fest. Aber das, erkannte ich schnell, stellt keine Versuchung dar.
Blatt 42 ist dann die Versuchung deutlich zu sehen, aber sie ist mir zu gerade und offen ohne Rafinesse dargestellt.

In Blatt 43 wollte ich den Tempel zeigen, ich dachte dabei wieder an meine Ägypten Reise und den Tempel von Karnak. Der beeindruckte mich mit seiner Widderallee besonders. Auch der Doppeltempel von Kom Ombo ist wegen seiner noch erhaltenen Decke in meine Erinnerung. Die Säulen, die ich hier darstellte, sehen eher aus wie die Gitterstäbe eines Gefängnisses. Bei diesem Ergebnisse hätte ich es belassen, wenn ich nicht vergessen hätte, das Blatt zu benutzen, auf dem Ute das Zitat schrieb.
So entstand in Blatt 44 die Widderallee, der Tempel und ganz klein Ammonaria.
Ute und ich haben einen Projekt Blog „Antonius Versuchung“ angelegt. Dort präsentieren wir immer aktuell die Ergebnisse unsere Arbeit an dem Antonius Projekt. Wir freuen uns über eure Statements und über Diskussionen.
Wenn ihr mehr von dem Projekt lesen wollt, dann könnt ihr das hier.
For my English-speaking readers:
„… through the long hair that covered her face, I supposed seeing Ammonaria.“
Flaubert in the Temptation of St. Anthony
This quote, as simple as it sounds, was a real challenge for me. While reading, I can not connect to the words, Ute Schätzmüller chosing for our project. The quote sounds so hackneyed, same as the long hair of a woman …
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Flaubert, Gustave, “Die Versuchung des heiligen Antonius, aus dem Französischen von Barbara und Robert Picht,insel Taschenbuch 1868, Erste Auflage 1996
Ammonaria in der Säulenhalle gefällt mir besonders 🙂
Gruß in den Norden,
Michael
Danke, Michael. Nicht so einfach dieses Zitat.
oh ja, man sieht, dass es dir nicht leicht gefallen ist. Ich habe mich heute auch ein bisschen abgemüht und bemerkt, das die Kohle nicht der richtige Weg ist…vielleicht werde ich auf einen weicheren, dunkleren Bleistift umsteigen und nur ganz dezent die Aquarellfarbe verwenden. Bin gespannt, wie dieses Zitat bei mir wird – ich fand es interessant, da ich ja die Litho von Redon zu dem Titel im Kopf habe…
Lg Ute
Ja, es ist nicht so einfach für das etwas dünneren Papier das richtige Material zu finden. Ich kann auch nicht alle Tuschen benutzen, die etwas fetteren schlagen durch.
Ich habe mich jetzt entschieden mehr zu Zeichnen, mit Bleistift, eher so wie in meinen Skizzenbüchern und ein wenig Farbe beizugeben 🙂
Das hört sich auch gut an, Ute, ich habe den Link für unseren Blog noch hinterhergeschoben. Der ist wirklich toll geworden!
Stimmt, mir gefällt er auch sehr gut!
Hallo Susanne!
Mein Favorit: Blatt 42.
Gruss Juergen
Und jetzt habe ich erst den Blog gesehen:Gratulation.
Danke Jürgen, ich werde mich auch gleich weiter bei machen.
wonderful art
Thank you, andrea danani
Guten Morgen liebe Susanne,
mir ist aufgefallen das die Farben deiner Bilder zu den Zitaten eher gedeckt sind. Sie haben für mich etwas trauriges, deprimierendes. Hat das einen Grund? Grad bei der Versuchung hätte ich leuchtendere Farben eben Versuchungen erwartet.
LG Bine
Liebe Bine,
als Farben für den Antonius habe ich schwarz und violett von Rohrer und Klingers und blau von Standardgraph gewählt.
Antonius ist ein Einsiedler. Er lebt einsam in Afrika. Er setzt sich im Laufe des Buches mit Gott und seinem Glauben auseinander.
Er kämpft als Versuchung unter anderem mit dem Teufel.
Für mich birgt der Text keine Fröhlichkeit aber auch nichts Deprimierendes.
Es ist der Kampf Antonius mit sich selber und seinen bösen Geistern.
Das Violett habe ich für den Teufel und die Hölle gewählt, das Blau für den Himmel über Afrika und das Schwarz für die inneren Kämpfe, die Antonius mit sich führt.
Ehrlich gesagt, ich empfinde die Farben nicht als deprimierend.
Mir gefällt es, dass du eine andere Vorstellung von Versuchungen und Farbe hast als ich,
es zeigt mir, dass das, was ich mir denke noch lange nicht deine Gedanken sein müssen.
Das ist auch die Aussage, die Ute und ich mit unserem Projekt zeigen wollen, die unterschiedlichen Herangehensweisen und Darstellungen.
Liebe Grüße sendet dir Susanne
Guten Abend Susanne,
vielen lieben Dank für deine Erklärungen.
Dir einen schönen Abend Bine
Gerne, Sabine. Es ist für mich sehr spannend, wie die Arbeiten zum Antonius von den Betrachtern, also von dir, gesehen werden!
Ich finde dieses Projekt auch sehr spannend und inspirierend. Es macht mir Spaß die Sätze zu lesen , dann über eine eigene Interpretation nach zu denken und dann mit deiner zu vergleichen. Das gibt ordentlich Futter für die grauen Zellen :)).
Dir noch einen schönen Tag trotz grauem Himmel. Bine
Das ist toll, Bine, wenn Ute und ich deine grauen Zellen anfüttern können und euch kreative Inspirationen „schenken“, in diesem Sinne einen schönen Samstag, Susanne