Manche Themen brauchen einen zweiten Tag – Zeichnungen zum Purpur des Antonius von Susanne Haun

Manche Dinge brauchen einen zweiten Tag, um vollständig verarbeitet zu werden. Ich konnte heute Utes erstes Zitat aus dem Antonius noch nicht wieder zur Seite legen.

Ute sendete mir auf einer Karte die Worte: „Gegen Norden hat der Himmel perlgraue Färbung, während vom Scheitelpunkt aus, wie die Strähne einer ungekämmten Mähne, purpurne Wolken das blaue Gewölbe durchkräuseln .“  Flaubert

Gestern hat Ute in ihrem Blog ihre Arbeiten zu dem Satz gezeigt (siehe hier) und ich finde es sehr interessant, wie unterschiedlch wir interpretiert haben. Ute beschreibt auf ihrer Seite auch sehr schön unser Projekt.

Die Rolle ist ein Meter hoch (c) Foto von Susanne Haun
Die Rolle ist ein Meter hoch (c) Foto von Susanne Haun

Das Stilleben und die große weiße Rolle lagen auf meinem Ateliertisch. Wie der Name „Still“ schon sagt, meine Gegenstände können sich nicht auf und davon machen. Ich setze mich an den Tisch und betrachte alles und bringe  es nicht über das Herz, es  wegzuräumen.

Das blaue Gewölbe sehe ich in der Kopfform des Schädels, den ich auf der weißen Rolle festhalte. Mit dunklem Grau ziehe ich eine Felsfand in Richtung Norden und benutze das Blau, um den Himmel zu zeichnen. Zu schnell bin ich wieder an einem Punkt, wo alles trocknen muss und wie eine Bessene nehme ich mir einen 30 x 40 cm großen Aquarellblock vor und beginne ein neues Stillleben.

Als Model für den Felsen auf dem Papier dient mir ein zerknülltes Stück Packpapier. Die Linien sind genauso prägnant wie die der Felswände in der Natur. Ich möchte kein Grau mehr benutzen, ich mag starke Kontraste und verwende das pure Schwarz, ohne es zum grau zu verwässern. Durch die Tage, die ich schon mit dem Stilleben und der Rolle arbeite, ist mir alles vertraut und ich kann mich auf den Ausdruck konzentrieren.

Stilleben blaues Gewölbe 30 x 40 cm Tusche auf Bütten (c) Zeichnung von Susanne Haun
Stilleben blaues Gewölbe 30 x 40 cm Tusche auf Bütten (c) Zeichnung von Susanne Haun

Nach dem dunklen Stilleben ist immer noch nicht alles aus mir heraus; also nehme ich noch den blühenden Grashalm, den ich für das Stillleben kaufte, und zeichne ihn.

Nach solche einem „Arbeits-Excess“ bin ich ausgelaugt, als ob jemand eine Spannplatte auf mir legte und darauf tanzte, fühle ich mich. Zitat und Stillleben geben nun Ruhe und ich kann mich neuer Arbeit zuwenden.

For my english reader:
The first sentence from the book “The temptation of Saint Anthony” from Flaubert was in my brain and I can’t get him out of them. In my studio stand the still life on my table, sure, it cannot move therefore named still life.
So I drawed on the second white role all my emotions to the sentence. As the color had to dry on the role, I took a sheet of watercolor paper and draw, I took a second paper and draw …. now, I feel tired but lucky.

Wenn ihr mehr von dem Projekt lesen wollt, dann könnt ihr das hier.

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Gustav Flaubert, “Die Versuchung des heiligen Antonius, aus dem Französischen von Barbara und Robert Picht,insel Taschenbuch 1868, Erste Auflage 1996

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